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Votum gegen Kies-Abbau ( Wormser Zeitung vom 11.10.2008)
Debatte im Ortsbeirat Ibersheim
Der Ortsbeirat wehrt sich gegen die Pläne eines Bensheimer Kies-Unternehmens, in Ibersheim eine Auskiesungsfläche einzurichten. Der Rat will mit allen Mitteln verhindern, dass im Vorort eine Anlage entsteht, die mit der im benachbarten Hamm vergleichbar ist.
"Dagegen müssen wir vorgehen", schimpft Ortsvorsteherin Karin Sobottka, für die eine Entscheidung im Sinne des Kies-Unternehmens einem Skandal gleich kommen würde. Der Grund für die rigorose Verweigerungshaltung von Orts-Chefin und Rat: Eine Genehmigung würde "einen gravierenden Eingriff in die Umwelt", sowie einen "nicht vertretbaren Flächenverlust" bedeuten. Die Auswirkungen, glaubt Sobottka, wären in Ibersheim "noch nach mehreren Jahrzehnten" spür- und sichtbar.

Das Problem: Die Entscheidung liegt nicht beim Ortsbeirat. Bereits im März dieses Jahres hat das hessische Unternehmen ein Raumordungsverfahren bei der zuständigen Raumordnungsbehörde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt beantragt. Im Klartext: Die SGD muss über den Antrag, in Ibersheim eine Auskiesungsfläche einzurichten, entscheiden.

Dabei kritisiert der Ortsbeirat insbesondere die Dimensionen der beantragten Auskiesungsfläche. 33 Hektar sind einfach zu viel, finden die Ratsmitglieder. Hinzu kommt der Zeitfaktor. Eine Genehmigung für einen Zeitraum von rund 40 Jahren erscheint den Ibersheimern "nicht akzeptabel". Zudem befürchtet der Ortsbeirat, dass eine Auskiesungsfläche von 33 Hektar erst den Anfang markiert. Ist die Genehmigung erstmal erteilt, so das Credo, sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis auf einer Fläche von 50 Hektar geschürft werde.

Unterstützt wird der Vorort-Rat von der Stadtverwaltung. Der Umwelt- und Agrarausschuss hat sich im Juni einstimmig gegen den Antrag der Bensheimer Firma ausgesprochen. Der Fachbeirat für Naturschutz bei der Stadtverwaltung lehnt das Vorhaben ebenfalls ab.

Die Gründe für das "Nein" der Verwaltung sind vielfältig. Die bestehenden Raumordnungspläne, heißt es in der Stellungnahme der Stadt gegenüber der SGD Süd, die der WZ vorliegt, "sehen eine Nassauskiesung in der Gemarkung Ibersheim nicht vor." Insofern widersprächen sie den Plänen des Unternehmens. Zudem sei "eine planerische Festlegung über größere Zeiträume nicht vertretbar", da die Entwicklung des Kiesbedarfs "nicht abschätzbar" sei. Zudem gefährde ein Flächenverlust von 33 Hektar Ackerland die Existenz der ansässigen landwirtschaftlichen Betriebe.

Nachteile befürchten Ortsbeirat und Stadt auch für die Umwelt. Würde die Auskiesung genehmigt, entstünde ein großer See, mit gravierenden Folgen für die Umwelt. Im Norden, insbesondere im Bereich des "Ibersheimer Wäldchens" rechnen die Kies-Gegner mit einer drastischen Absenkung des Grundwasserspiegels.

Eine endgültige Entscheidung, ob in Ibersheim Kies gefördert wird oder nicht, steht indes noch aus. Die Ibersheimer hoffen jedenfalls auf ein "Nein" aus Neustadt.

 

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