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Haufen Schrott wird zur großen Liebe

Ibersheimer Fritz Sauer bastelt seit über 30 Jahren am Segelflieger L-Spatz

 


Noch vier Wochen Arbeit liegen vor Fritz Sauer, dann ist der Oldtimer fertig und kann abheben. Der Stoff-Bezug muss noch auf das Segelflugzeug. Auch Spachtel- und Schleif-Arbeiten stehen noch an.Foto: Rainer Klotz / masterpress

Vom 10.01.2009
 

IBERSHEIM. Segelflieger sind die große Leidenschaft von Fritz Sauer. An einem Flugzeug hängt sein Herz besonders: an einem L-Spatz, Baujahr 1954. Seit über 30 Jahren bastelt der Ibersheimer schon in seiner Werkstatt an dem Oldtimer.


Von

Claudia Wößner

Natürlich gab es zwischendurch immer mal kreative Pausen. Fliegen durfte der Spatz schon, natürlich mit Pilot Sauer, es ging seinerzeit bis nach Frankreich. Bald wird das gute Stück ganz fertig sein.

Sauer kam nur über Umwegen zu dem Oldtimer. Der 74-Jährige nennt es selbst eine "goldige Geschichte". Denn wonach der Ibersheimer Anfang der Siebziger überhaupt nicht Ausschau hielt, war ein neues Flugzeug. Damals war er ja schon im Besitz eines Doppelsitzers.

Eigentlich war Sauer auf der Suche nach Ersatzteilen für den Segelflieger eines Freundes. 1500 Mark hätten die Ersatzteile gekostet. In einer Fachzeitung las Fritz Sauer dann von dem L-Spatz, der vor kurzem verunglückt war. Für nur 500 Mark war der "Vogel" zu haben. Der Ibersheimer wollte ihn anfangs nur ausschlachten, Seiten- und Höhenruder hätten schon ausgereicht.

Mit dem Bruder ging es deshalb 1972 nach Grafenwöhr in Bayern. Dort stand vor den Sauers ein Haufen Schrott auf einem Hänger. Die Maschine war zuvor bei einem Flug in einen Weiher gestürzt. Der Pilot kam bei dem Absturz vermutlich ums Leben. Fritz Sauer juckte es in den Fingern. Mit dem Spatz wollte er selbst unbedingt abheben. Und so wurde der Segelflieger in Sauers Werkstatt wieder flugtüchtig gemacht. Im April 1973 war es dann soweit. Sauer glitt mit seinem Spatz durch die Lüfte. Bis heute ist der Ibersheimer glücklich mit seinem Flugzeug. "Es hat mich niemals im Stich gelassen", freut sich der 74-Jährige. Einmal hat Sauer sogar 565 Kilometer am Stück mit seinem Oldtimer zurückgelegt, acht Stunden und 34 Minuten brauchte das Duo für die Strecke.

Über die Jahre hat Fritz Sauer unzählige Arbeitsstunden in seinen geliebten Spatz gesteckt. Sein Freund Dr. Thomas Rathmann - man kennt sich über den Luftsportverein Sobernheim - unterstützte ihn dabei immer wieder nach Kräften. Freilich wurde auch viel Geld in die Maschine investiert. Bei den Ausgaben gibt sich Fritz Sauer jedoch keinen Illusionen hin: "Das Flugzeug ist das Geld nicht wert", weiß der passionierte Segelflieger und Fluglehrer.

Weshalb der Ibersheimer den Oldtimer nicht aufgibt, sind die Geschichten, die er mit dem Spatz verbindet. Sein Herzblut hängt einfach daran. Fritz Sauer könnte Bücher mit Anekdoten füllen.

Fritz Sauer schätzt, dass sein Oldtimer in vier Wochen fertiggestellt sein wird. Bis dahin muss vor allem der Stoff-Bezug auf das Flugzeug. Auch Spachtel- und Schleif-Arbeiten stehen noch an. Dann kann der Spatz pünktlich zur neuen Segelflieger-Saison wieder frische Höhen-Luft schnuppern.

 

 

 

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