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Bürger vermissen Geschäft

Ibersheimer können im kleinsten Stadtteil nichts einkaufen
 

Vom 13.01.2009
 
IBERSHEIM. Ibersheim ist der kleinste Stadtteil von Worms. Etwas abgeschieden leben die Menschen im Norden der Nibelungenstadt. Die WZ hat die Ibersheimer vor Ort gefragt, wo sie der Schuh drückt. Was ist gut? Was ist schlecht? Was soll sich ändern?

Von

Claudia Wößner

Klar, ländlich geprägt sei ihr Ort, erzählen die Einwohner bei der Umfrage. Ein Wunsch brennt ihnen aber dennoch auf den Nägeln: ein Geschäft, in dem sich die Ibersheimer mit Dingen des täglichen Bedarfs versorgen können. Denn im Stadtteil sucht man vergeblich nach Metzger, Bäcker oder einem Tante-Emma-Laden. Vor allem die älteren Menschen, die nicht mehr mobil sind, haben damit Probleme.

So erzählt ein Rentner, der lieber ungenannt bleiben möchte: "Seitdem ich nicht mehr Auto fahren kann, fühle ich mich wie abgeschnitten von der Außenwelt, ich bin völlig von meiner Tochter abhängig." Neben einem Supermarkt vermisst der Senior aber auch ein gutes Stück Geselligkeit - einfach so schnell nach Worms zu fahren, um Veranstaltungen zu besuchen, gehe eben nicht mehr. "Hier ist doch kaum was los", findet er. Sicher, die Kerb sei immer wieder toll, aber das sei doch nur eine "einmalige Sache im Jahr".

Ibersheim ist ländliche Idylle pur, doch das pralle gesellschaftliche Leben spielt sich hier nicht ab. Zumindest sehen das viele Einwohner so. Aber sie nehmen es eigentlich recht gelassen. Till Koch, ein Neubürger, der vor einigen Jahren in den Stadtteil zog, schätzt besonders die Ruhe, die man

Ausblick 2009

hier hat. Auch für einen Spaziergang seien Ort und Umgebung gut geeignet. "Wer gerne in der freien Natur ist, hat in Ibersheim viel Freude", meint Koch.

Die Ibersheimer sind glücklich darüber, was sich in den letzten Jahren getan hat. Stolz sind sie auf ihr Ammeheisje. "Das ist ein richtiges Schmuckstück", ist sich Leonore Schäfer sicher. Auch die Gemeindehalle sei "was geworden". Und eine ältere Dame ruft im Vorbeigehen noch zu: "Die Sobottka macht das gut."

Von Ortsvorsteherin Karin Sobottka (parteilos) wird im nächsten Jahr dennoch einiges erwartet. Heftig diskutiert werden die Privatisierungsgerüchte um die Straße "Im Krautland". Wenn es nach den Ibersheimern geht, darf die zentral gelegene Straße im Ortskern - eine wichtige Verbindung auf dem Weg zu Kirche und zum Kindergarten - auf gar keinen Fall verpachtet oder sogar verkauft werden. Dieser Plan der Anwohner ist dem Rest von Ibersheim offenbar ein Dorn im Auge. "Was die sich einbilden, ist unglaublich", heißt es bei einer Rentner-Gruppe, die gerade Schnee schippt. Die Straße dürfe nicht einfach "zugemacht" werden.

Ebenso ein Ärgernis für viele: die Raserei in der Ortsdurchfahrt. Leonore Schäfer fürchtet hier regelrecht um das Leben ihrer Enkelin, die regelmäßig zu Besuch kommt. "Ich verstehe nicht, warum die Autofahrer das nicht einsehen", klagt Schäfer und macht einen Vorschlag: "Die sollen einen Hänger auf die Straße stellen. Dann ist es gut."

 

 

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